1990_ZIELE_DER_GRAFFITI_KUENSTLER
Altena:
Ziele der Graffiti-Künstler
Die Farbdose in der Hand und die Polizei im Nacken? Es geht auch anders meint SEAR,alias Stefan Dressler aus Altena,den es muß ja nicht unbedingt Nachbars unbefleckte Wand oder ein S-Bahn-Zug sein.Obwohl die DB-Waggons sind für die Sprayer eigentlich "das Größte".Wer lieber nachts unerkannt als tags anerkannt Graffiti "malt" hat mehr Streß mit den Ordnungshütern,aber zumindest unter Gleichgesinnten einen Namen, möglicherweise sogar einen besseren.Denn darum dreht sich alles in der Sprayer-Szene:bekannt zu werden mit seinem Stil und seinem Signum.Diesem Anspruch glauben Sprüher mit illegalen Werken am besten gerecht werden zu könen.Idole und Hierachien sind Ihnen nicht fremd.Respektierte Cracks haben gegenüber Anfängern und Dilettanten den Vorteil,daß ihre Graffitis nicht so bald übermalt werden - ein Umstand,den sich Hausbesitzer und Firmen zunutze machen sollte , wie Stefan Dressler meint.Denn mit Auftragsarbeiten (und seinem "tag", dem kürzel) könne er dauerhaft vor "wilden" Schmierereien schützen.( Lesen
Sie auch denn ausführlichen Bericht im Innenteil ) Altenaer Stefan Dressler: mit legalen gegen illegale Sprüher- BilderGraffiti: Eine Protestbewegung auf dem Weg zur Spray-Kunst Lüdenscheid / Altena (tg) "Graffiti gegen Graffiti" nennt Stefan Dressler sein Angebot, mit legalen Sprühbildern illegale zu vermeiden.Ihm bringt es Spaß und ein paar Mark für neue - FCKW-freie - Dosen ,dem Auftraggeber weniger Ärger und Kosten.Weil SEAR in der Scene der Sir ist, werden seine Werke nicht (oder selten) "gecrosst" Das Tabu wird geachtet, außer Newcomern,die Ihr Bekanntwerden über alles stellen, wie ja überhaupt das ganze Tun ein "absolut egoistisches Anliegen ist. Solche Gradwanderung zwischen Cliqenkodex und eigenem Interesse kennt auch Stefan Dressler.Als er vor ein paar Wochen in Lüdenscheid die Plastiken auf dem Rathausplatz von "Schmierereien" reinigte ,machte er damit Werbung für sich und seine Ausstellung im Lüdenscheider Haus der Jugend, zugleich ignoriert er (illegale) "Werke" des "Nachwuchses" und setzte sich
dessen Anspruch - so gering er sein mag - hinweg.Er habe nie unerlaubt gesprüht, gibt SEAR zu Protokoll, außerdem sei er in bezug auf seine Bilder "absolut apolitisch",weshalb er niemals Sprüche an Wänden hinterlassen habe.Er habe Verständnis über Leute, die sich über die Illegalen aufregen. Andererseits sollten auch Jugendämter das Thema ernsthafter angehen, meint Dressler.Mit mehr offiziellen Sprühflächen und eine Begleitung durch eine Art Streetworker ließe sich wohl mehr erreichen als durch nächtliche Streifengänge ambitionierter Polizeibeamter. Stefan Dressler, mit seinen 21 Lenzen bereits einer der älteren Jahrgänge in der hiesigen Sprayer-Szene,befaßt sich durchaus ernsthaft mit der farbigen Ausdrucksform.Für ein Buch, das in Kürze in Druck gehen soll, hat er Herkunft und Anspruch der Sprüh- Welle als Protest (Medium der Schwarzen in der Bronx), als Jugendbewegung (nahtlose Entwicklung aus dem Breakdance) und als bescheiden-kunstvolle Ausdrucksform. ("Ich bin kein Künstler, ich bin ein Sprüher")
aufgedröselt.