2001_SIEGEN_1
SPRAYER GEGEN SPRAYER
Im Bahnhof Kunst aus der Büchse
Profi-Graffitis an den Wänden / Jede Menge Heimatmotive sorgen für Atmosphäre
Siegen/Eiserfeld. Die Deutsche Bahn AG setzt Sprayer gegen Sprayer ein. Im Eiserfelder Bahnhof stehen im Auftrag des Schienenunternehmens Profis mit Sprühdosen vor der Wand. Sie spritzen Kunstwerke aus der Büchse. Heirnatmotive beispielsweise. Die Vorlagen stellte der Heimatverein zur Verfügung. Gerd Kiesewetter vom Bahnmanagement erhofft sich von dieser Auftragskunst: Wenn professionelle Sprayer die Wände bereits in Beschlag genommen haben, vergeht den wilden Sprayern die Lust an der Malerei per Düse. Aus Iserlohn holte Kiesewetter drei Fachleute vor die Eiserfelder Bahnhofswände. Das sind Stefan Dressler, der seine autodidaktische Grundausbildung im Sprühen u.a. an Garagentoren ableistete, Dirk Kreckel und Patrick Horn. Sie kommen von der Iserlohner Graffiti-Galerie. Ihnen geeinsam ist- Sie wollen die Welt flächendeckend bunt und schön machen. Jetzt ist der Eiserfelder Bahnhof dran. Kiesewetter ist voll des Lobes. Prima Arbeit, meine Herren." Das hat natürlich Folgen: Die Bahn wird ihnen weitere Aufträge zu
kommen lassen.Die Kunst am Bahnhof ist formatfülllend. Clou an der Sache: Die Werke erhalten nach Fertigstellung eine strapazierfähige Oberfläche aus Siegellack. Das bringt enorme Vorteile: übersprühen wilde Sprayer die Profibilder, können die Schmierereien einfach weggewischt werden. Außerdem. Die Schöpfungen werden per Video-Kamera überwacht.Die filmen jeden der unbefugt die Sprühbüchse zückt, um nachzubessern".Der Schaden, den bei Nacht und Nebel aktive und organisierte Sprühgruppen der Bahn zufügen, kann sich sehen lassen. Im Kreis Siegen-Wittgenstein sowie in angrenzenden Regionen der Kreise Olpe und Altenkirchen mussten im Jahr 2000 rund 430000 DM aufgebracht werden, um Sprühlack zu entfernen. U. a. kleisterten Sprayer 2500 Quadratmeter Reisezugblech ein.Sprayer bilden mit Vorliebe Horden. Die spritzen dann orchestral Farbe an dieWand. Da die Flächen allmählich knapp werden, wird die Sprühkunst oft von Konkurrenz-Crews satt überlackiert. Das lassen sich die Produzenten der ersten Farbschicht natürlich nicht bieten. Wie die Kripo recherchierte, operieren im Großraum Siegen acht Cliquen, die unter Gasdruckstehende Farbbüchsen einsetzen.Gerd Kieswetter musste alle zwei Jahre lang illegal gefertigte Grafftis von den Innenwänden des Eiserfelder Bahnhofs rubbeln und kratzen lassen. Dabei fielen jeweils Kosten in Höhe von 1000 DM. Gerd Kiesewetter setzt video-überwachte und durch Plastikhäute geschützte Profikunst mit heimatlichen Motiven dagegen. Mal sehen, wie das wirkt. Der Eiserfelder Modell könnte Schule machen. digE
Bild 1 : Das Profi-Spray-Trio von der Iserlohner GrafYiti-Gaterie verschönte den Eiserfelder Bahnhof