1987_MIT_KUETTING_JZ1 August 1987 Lüdenscheider Nachrichten
Texte: ~ Martin Krigar Fotos: Peter Pohlack (2) Martin Krigar (4) privat Die Graffiti-Bilder verschiedener Art, die wir heute an den Wänden europäischer Städte sehen, sind die grellbunten Blüten eines Baumes,dessen Stamm sich in zwei große Äste teilt: der eine Ast stellt die europäische Entwicklung, der andere den Einfluß aus den USA dar. Der Stamm: Die Kinder-Graffiti und die Graffiti der Jugendlichen und Erwachsenen an unauffälligen Stellen.Es gibt zwei Traditionsstränge.Nehmen wir als Beispiel die europäische Stadt München.Der eine Traditionsstrang beginnt dort im Ende der 60er Jahre mit der Studentenbewegung und dem Auftauchen politischer Graffiti, wobei in München das Vorbild anderer Metropolen und/oder indirekter Einfluß den Vereinigten Staaten gewiß mitgewirkt hat.Ein erstes, im engeren Sinne nicht politisches Graffito ist das Wort "Heiduk", das bereits in jene Zeit fällt. Es erscheint poradisch, erst hier und da, dann immer häufiger. Erst nach längerer Zeit wird der Heiduk Sprüher gefaßt und vor
Gericht gestellt.Da erfährt die Öffentlichkeit, daß hier Graffiti als Volksrüge fungiert haben.Junge Leute fühlten sich von ihrem Hausherrn ungerecht behandelt, und einer von ihnen zahlte es n ihm heim, indem er seinen Namen an die Wände schrieb.Kaum zu überschätzende Anregungen für die heutige Jugendeszene und Einflüsse auf die Graffiti sind dann In den 70er Jahren von den Spontis ausgegangen. Ein guter Teil der Graffiti-Sprüche sind Sponti-Sprüche. Der zweite Traditionsstrang - kommt aus den Vereinigten Staaten, genauer gesagt, aus New York. Die politischen Graffiti hat es auch dort den 60er und 70er Jahren in großer Zahl gegeben. Doch sie haben nur Pate gestanden, hatten nur eine Vorbildfunktion in der Entwicklung, die zum »piece« führt. .Diese großen Sprühbilder haben sich aus den "tags« entwickelt. Am Ende der 60er Jahre bei gannen Jugendliche In New York, ihre Ruf- oder Spitznamen mit Fitzern an Außen- und Innenmauer Ihrer Wohnviertel zu schreiben, sie nannten diese Signaturen »hits«, später »tags.
Legale Graffiti sind im Gegensatz zu Illegalen oder wilden genehmigt, also mit Einwilligung des Besitzers eines Bauwerks etc. angebracht worden. Viele Sprüher in europäischen Städten machen legale Graffitis . aus vier Gründen: 1 . Sie werden nicht straffällig. 2. Sie können In Ruhe, bei Tageslicht und ohne' Furcht und Zeitdruck arbeiten. 3. Ihre »pieces« bleiben bestehen und werden nicht zerstört.4. Wenn es sich um bezahlte Auftragsarbeiten handelt, so verdienen sie zum Teil eine Menge Geld.Ein Teil des Problems Graffiti kann durch Umlenken in legale Bahnen bewältigt werden.Dies Teil ist der Bereich der großen Bilder-Graffiti, der »pieces«. Ansätze dafür gibt es,z.B.in München: Wettbewerbe des Stadtjugendamtes und des Vereins Feierwerk, Aufträge durch Firmen, Jugendheime, Diskotheken ur Privatpersonen, die legale Besprühung von Containern und Bauwagen. Im Kulturzentrum an der Dachauer Straße.(Auszüge aus: Peter Kreuzer:,da Graffiti-Lexikon - Wand-Kun! vöh A bis Z, Wilhelm Heyne Vei lag München.)