1992_ALTENA2
Mit Ausstellungen und Aktionen an die Öffentlichkeit "Das Graffiti-piece', das große farbige Wandbild in einer Formensprache, die von den Jugendlichen selbst entwickelt worden ist, ist das Jugendkunstwerk unserer Zeit", meint der Breitenhagener Graffiti-Künstler, der sich in der Szene schon bundesweit einen Namen gemacht hat, selbstsicher.Dressler hat sich von der simpleren tag-form, den gesprühten Schriftzügen, gänzlich losgesagt ("Das ist für mich nur Vandalismus") und der Bildform zugewandt.Er will nicht beschädigen, sondern künstlerisch tätig werden sucht deshalb Behörden oder Hausbesitzer auf und bietet ihnen an triste Fasaden zu bemalen. Und hat damit Erfolg: Rund drei Bilder malt er mittlerweile pro Woche, oft muß er Aufträge an befreundte Sprüher abgeben. Der Elefant am Breitenhagen beispielsweise brachte Dressler Aufträge für die Gestaltung von zwei Gargentoren ein."Alles, was man bemalen kann" versucht"Sear" mit seinen Graffitis zu gestalten. Da sind neben Säälen in den Jugendzentren Altena, Neuenrade oder Werdohl auch Kassenhäuschen eines Parkplatzesin Amsterdam oder Vorstadtzüge in München dabei -alles legal. "Sear" hat sich einen Namen gemacht, den man in der Szene kennt - egal ob in München, Amsterdam oder in Spanien. "Wenn du in Amsterdam den"shoe"triffst, den du für Spitze hälts und der denkt dasselbe von dir., ." erzählt der Breitenhagener fast schüchtern.Dressler und einige andere Sprüher haben sich in der "Kindergartenhbande"zusammengeschlossen, augenzwinkernd abgekürzt "KGB".Selbst Graffiti-Künstler aus Paris, Amsterdam oder München sind im "KGB". Sie setzen sich mit der Namensgebung deutlich ab von anderen Gruppen,die aggressive Namen bevorzugen - "Wir wollten's lustiger". Um die Graffitis zu verfeinern, will Stefan Dressler jetzt auch die airbrush-Technik anwenden, eine Lackmalerei,bei der man mit einer feinen Spritzpistole selbst kleinste Details darstellen kann,wie es beispielsweise bei Sonderlackierungen von Motorhauben angewendet wird. "Etwas großes, gutes malen, das Qualität hat" - mit seinen Ansprüchen unterscheidetsich Stefan Dressler nicht von anderen Künstlern, die sich populäreren, gedulteten Kunstformen verschrieben haben. Gemeinsam mit anderen plant er deshalb Ausstellungen, Bücher, Kunstaktionen beispielsweise mit klassischer Musik, um nicht nur Jugendliche anzusprechen und hat einen Aufruf an Politiker, Behörden und Privatleute gerichtet:Jugendkunst soll unsere Stadt noch schöner machen. Sprüher und Graffitipieces sollen heraus aus dem Untergrund. Die Sprüher sollen bei Tageslicht und ohne Hast und Furcht ihre Bilder schaffen können", wirbt er mit Gleichgesinnten unm Platz für die Graffiti-Kunst.Wer ein Graffiti in Auftrag geben möchte, kann Stefan Dressler unter der Telefonnummer xxxxx in Altena erreichen.Rund 200 Bilder hat "Sear" bisher gemalt. "Graffiti läßt dich nicht mehr los, daß ist eine Lebensform. Du mußt Argumente einstecken können, kannst nicht nur zu Hause rumspinnen, du mußt dich öffentlich beweisen", kennzeic net Stefan Dressler den Unterschied zwischen Malerei im stillen Kämmerlein und Graffiti. Von seiner Kunst leben zu können, ist ein Traum des 20jährigen Werkzeugmachers. Ein anderer Traum: "Eine freie Wand, hundert Meter lang, fünf Meter hoch und fünf Wochen Zeit..."Bild 1 :Stefan Dressler mit seinem Skizzenblock und fotografischen Erinnerungen - rund 200 Graffitis, zum Großteil Auftragsarbeiten, hat der Breitenhagener bisher gemalt.(RUNDSCHAU-Bild: Anie Machel) Bild2 :Comic-Schönheit gesprüht auf eine früher triste Hauswand ist die flotte Blondine ein Blickfang.