2002_ALTENA_LENNE
Im Namen der Dose.
Graffiti aus Altena Stefan Dressier, seit fast 20 Jahren aktiver Altenaer Sprüher, erzählt von seinen Erfahrungen mit Graffiti, Writern, der Gesellschaft und ihrer Sicht der Dinge.
ALTENA - Der 33-jährige Altenaer Stefan Dressler, passt nicht in das weit verbreitete Klischee eines destruktiven Schmierers, der aus purer Langeweile Wände verunstaltet. Dressler ist bereits seid 19 Jahren im Namen der Dose aktiv. Spätestens seitdem er die Altenaer Bahnhofsunterführung gestaltet hat, sollte er jedem Altenaer ein Begriff sein.Bereits in jungen Jahren begann er umsonst oder für vergleichsweise wenig Geld Garagentore und Bushaltestellen zu gestalten. Mit 14 kam der damals schon als Breakdancer aktive Altenaer durch einen Fernsehbericht zum ersten Mal mit Graffiti in Kontakt und fand vor allem im Raum Lüdenscheid schnell Gleichgesinnte. Durch Reisen zu Jams oder zu anderen Aktiven lernte er im Laufe der Zeit weltweit, vorzugsweise aber in Deutschland, viele Leute und Stilrichtungen kennen, wurde so selbstverständlich auch von vielen Leuten aus dem Ruhrgebiet,Vor ungefähr zwei Jahren beschloss der gelernte Werkzeugmacher dann Graffiti zum Beruf zu machen. Da er bereits viele Aufträge gemalt und durch viele Reisen auch schon gute Kontakte geknüpft hatte, wurde ihm dieser Schritt etwas erleichtert. Auf seinen Reisen quer durch Deutschland, Europa und den Rest der Welt hat Dressler naturgemäß Einiges erlebt und gesehen: So hat er die Entwiklung der deutschen Hip-Hop Szene von der ersten Stunde bis zum heutigen Tage mitgeprägt und beobachtet, so dass ihm auch eine Zukunftsprognose nicht schwer fällt So schätzt er die zukünftige Entwicklung des Writings in Deutschland und beim Rest der Welt positiv ein: "Graffiti wird mit großer Sicherheit in d den nächsten Jahren seinen Weg in die Galerien und Kunsthäuser dieser Welt finden." Sicher ist er auch, dass diese Kunstform mit großer Wahrscheinlichkeit auch immer mehr den Kunstunterricht in den Schulen prägen werde. Dressler betonte im Gespräch, dass illegales Graffiti der Ursprung und ein Teil des Ganzen sei. Keinesfalls dürfe das verleugnet werden. Generell sei es zwar manchmal su schlecht gemacht und vor allem in den Augen der Öffentlichkeit oft nichts als
Schmiererei, aber vielen junge Writern mangele es vor allem an Respekt und Erfahrung - auch demjenigen, der sein Bild in der Bahnhofsunterführung "gecrosst" habe. Gerade für eben diese jungen Writer hält er Graffiti-Kurse, wie sie auch schon in Altena angeboten wurden für "sinnvoll und wichtig", Den Jugendlichen müsste klar gemacht werden, was für Konsequenzen ihr Handeln haben könne. Das funktioniere aber selbstverständlich nur dann, wenn von Seiten der Städte legale Flächen zur Verfügung gestellt würden. Das sei aber beispielsweise in Altena nicht der Fall.Das in der Öffentlichkeit vorherrschende Bild von Graffiti und Writern sei ohnehin total verzerrt und überwiegend ungerechtfertigt, da Writing zunächst einmal etwas sehr Kreatives und nichts Destruktives sei. Dresslers Empfehlung: Die Gesellschaft solle lieber versuchen Graffiti zu fördern, statt zu unterdrückon, um diese Darstellungsform in legale Bahnen zu leiten. In Neuss seien die Anzeigen wegen Sachbeschädigung durch Graffiti zum Beispiel um 60 Prozent zurückgegangen, als eine größere Anzahl an Wänden zur legalen Bemalung freigegeben worden sei. Das sei sicherlich auch für Altena eine gute Lösung.Neben Graffiti beherrscht Stefan Dressler auch bereits seit einigen Jahren das Tätowieren und studiert Grafik Design. Das geschehe hauptsächlich aus Interesse heraus und könne niemals den Stellenwert von Graffiti in seinem Leben und Denken einnehmen. Writing das gehöre zu seinem Leben wie Essen und Trinken, sei in seinem Unterbewusstsein immer präsent und würde auch niemals zur Routine verkommen.
Bild 1: Stefan Dressler. Bekannter Grafffti-Künstler aus Altena. - Foto: Lorkowski